30.04.12

Zielsetzung

In diesem Blog möchte ich eine Art Tagebuch über die in der "Schwalbe" erscheinenden Hilfsmattaufgaben führen. Ohne grosser Kenner zu sein, werde ich hier frei von der Leber weg meine Betrachtungen anstellen, von meinen Erfahrungen mit den Problemen berichten und auch Fragen dazu stellen.
Vielleicht verirrt sich ab und zu ein anderer Schwalbeleser hierher und kommentiert meine Äußerungen, beantwortet meine Fragen oder stellt selber welche, oder er erzählt von seinen eigenen Erlebnissen mit den Hilfsmatts.
Ich werde mich über jeden Besucher freuen, sei er Kenner oder Amateur! Wer weiß, vielleicht kommen ja gelegentlich auch Komponisten der Aufgaben vorbei?

27.04.12

15168 Zlatko Mihajlovski


1....Kg2 2.Tf6 Lf4 3.Ta1 Kf3 4.Db1 Ke4 5.Da2 Ke5 6.Kb8 Kd6 7.Da8 Le5 8.Ta7 Kd7#
Anders als bei der vorangehenden Aufgabe von RF unternimmt hier der wK eine weite (sechszügige) Wanderung nach oben. Nach dem weißen Auftakt Kg2 bringt Schwarz seinen König auf das Mattfeld b8 und betoniert a7/a7 durch D/T zu. Der Zug Tf6 ermöglicht dem wK (nach dem weißen L-Zug Lf4) das Betreten der f-Reihe und des Feldes e5. Eine besondere Feinheit liegt darin, dass Schwarz die oben erwähnte "Zubetonierung" nicht mittels der naheliegenden Zugfolge Ta1, Ta8, Da1, Da7 erreichen kann, sondern dafür die 5 Züge Ta1, Db1, Da2, Da8, Ta7 aufwenden muss. Denn nur dank rechtzeitigem Wegzug der sD kann der wK die e-Linie fristgerecht überschreiten. Der wL muss kurz vor Ende von seinem durch den sT bedrohten Standfeld f4 auf das sichere e5 ziehen. Dann erst kann der wK alles mit Abzugsmatts beenden.
Diese zahlreichen kleinen Finessen und der maßvolle Schwierigkeitsgrad machen das Problem zu einem großen Genuss für den Löser!

15167 Reinhardt Fiebig


1.Sg6 hg 2.f2 g7 3.f1T g8D+ 4.Tf8 D:d5 5.d1T D:a2 6.Td8 De6#
Hier habe ich mich längere Zeit gefragt, ob der wK aus seiner Ecke heraus nach oben wandert, um beim Mattsetzen mitzuwirken. Das hätte ja im Anschluss an neulich hier publizierte Aufgaben von RF nicht so ferne gelegen! Aber nein, es geht hier (recht überraschend, wie ich finde,) ganz anders zu: Zwei sB werden zu schwarzen Türmen, flankieren den von Anfang an schon auf seinem Mattfeld e8 stehenden sK und ermöglichen so der ebenfalls neugeborenen wD ein immer wieder gerne gesehenes Epaulettenmatt. Eine besondere Note gewinnt das Ganze durch die eleganten "Schwalbe-Bewegungen" der wD auf der Diagonalen a2-g8. Durch den Schlag des sB d5 wird dem Umwandlungsturm die Route von d1 nach d8 geöffnet, leider aber auch dem sL der Weg zum Feld e6, auf welchem die wD mattsetzen möchte. So muss er eben sein Leben lassen!
Diese elegante Aufgabe mit ihrem klaren Thema wird bei mir noch lange nachklingen!

15166 Boško Milošeski


I) 1...Lf2 2.e2 La7 3.Kg3 Kb6 4.Kf2 Kc5 5.Ke3 Kc4#
II) 1...Lg3 2.Tg4 Lb8 3.g5 Kc7 4.Kg3 Kd6 5.Kf4 Ke6#
Diese Aufgabe hinterlässt bei mir durch ihre (auch dank SBs Vorbemerkung) relativ leichte Lösbarkeit, Verständlichkeit und Großräumigkeit einen sehr angenehmen Eindruck. Die beiden Lösungen verlaufen analog. Dabei ist die Symmetrie an der Hauptdiagonalen zwar stark, aber zum Glück nicht komplett.

15165 Sergej Tkachenko, Andrej Frolkin


I) 1....La1 2.Tb2+ Ka4 3.Kg7 Lc2(A) 4.Kh8 L:b2(B)#
II) 1....Lb1 2.Dc2+ K:b4 3.Kg6 Lb2(B) 4.Kh7 L:c2(A)#
Mit dem Hinweis auf "wunderbare Aesthetik" hat SB hier nicht zu hoch gegriffen. Man kann sich hier nur freuen und staunen über diese wahrhaft hohe Schule des Problemschachs!
Mir kommt dazu eine Äußerung von Mozart zu einem Quartett aus seiner Oper "Idomeneo" in den Sinn: Als ein Sänger an der Bühnenwirksamkeit dieses Stücks zweifelte, sagte er zu ihm: "Liebster Freund! Wenn ich nur eine Note wüsste, die in diesem Quartetto zu ändern wäre, so würde ich es sogleich tun. Allein, ich bin noch mit keiner Sache in dieser Opera so zufrieden gewesen wie mit diesem Quartett."

15164 Abdelaziz Onkoud


a) 1.Sb5 T:c4 2.K:c4 Lg8 3.Ld3 Sb6#
b) 1.Se3 L:e4+ 2.K:e4 Te8 3.Dd3 S:f6#
Mittels des von SB angegebenen Links (http://www.goja.sk/p9a.htm#Onkoud40) konnte ich mich über das (mir neue) Onkoud-Thema informieren:
"In one phase, a White piece A pins a Black piece C, while the White piece B is captured. In another phase, the White piece B pins the Black piece C on a different line, while the piece A is captured."
(An der betreffenden Stelle ist übrigens ein zugehöriges Thematurnier ausgeschrieben.)
In unserer Aufgabe gilt:
A = wLh7, B = wTc8 und C = sTe6.
Ob das Thema schwer zu bearbeiten ist, weiß ich nicht, muss aber bekennen, dass bei mir von diesem Problem ein etwas seltsamer und nicht nachhaltiger Eindruck zurückbleibt.

15163 Christopher Jones


I) 1.Ld4 Tf4 2.ef ed+ 3.Ke5 gf#
II) 1.f5 Sc4+ 2.dc ef+ 3.Kd5 bc#
Die Antwort auf SBs als Hinweis gegebene Frage, wozu die drei weißen Bauern da sind, lautet: Die unteren sind die Mattsetzer! Sie können allerdings erst in Aktion treten, nachdem (durch das Opfer einer der weißen Figuren) ein sB nach f4 bzw. c4 geführt worden ist, der dann im Mattzug seinerseits geschlagen wird. In beiden Lösungen betritt der sK im dritten Zug das ehemalige Standfeld des geschlagenen sB.
Der vordere wB wird in beiden Lösungen zum Decker des Fluchtfeldes e6, wobei ebenfalls ein sB dran glauben muss.

15162 Ljubomir Branković


I) 1.Tf1+ Sef4 2.Tf3 Sf2 3.Dd4 Sg4#
II) 1.Sc6 Sc3 2.Kd4 Sf4 3.Te3 Sb5#
III) 1.Lh5 Sc3 2.Le2 Sd1+ 3.Kf3 S:e1#
IV) 1.D:b4 Sec1 2.Kd4 Sb3+ 3.Kd5 S:b4#
V) 1.g2 Sdf4 2.Kf2 Sh3+ 3.Kf1 Sg3#
Bei 15158 habe ich Dreispännigkeit als mögliche Zukunft für Hilfsmatts ins Auge gefasst, und nun fährt diese Nummer gar fünfspännig ein!
Da mir bisher noch kein Hilfsmatt mit 5 Lösungen begegnet ist, habe ich auf dem pdb-Server danach gesucht. Dabei habe ich mich auf Dreizüger beschränkt. Auf meine Anfrage (bei der ich den Suchbegriff stip='h#3' and stip='5.1' eingegeben habe) fand ich zu meinem Erstaunen 56 Probleme! Bei stip='6.1' waren es 28, bei stip='7.1' 10 und bei stip='8.1' schließlich noch 6 dreizüge Hilfsmattaufgaben. Keine stammt von Ljubomir Branković. Unter seinem Namen sind 12 Aufgaben verzeichnet; nur eine davon weist 3 Lösungen auf, bei den anderen sind es weniger.
Wer mich ein wenig kennt, wird nicht erwarten, dass ich die 5 Lösungen dieses "Rätselstückes der Serie" (SB im Vorspann) brav und geduldig selber aufgespürt habe; dazu hätte ich ewig lange gebraucht und mich beim Suchen wohl eher genervt. Beim Nachspielen hingegen fand ich großen Gefallen an den 5 reinen Mattbildern, von denen 4 gleichartig sind. Ich vermute, dass das Komponieren einer solchen Aufgabe sehr viel Geduld und Erfahrung braucht.

15161 Christopher Feather


I) 1.Df4 Tf3 2.Ke4 Lf1 3.K:f3 Lg2#
II) 1.Le4 Lf3 2.Kf4 Tg2 3.K:f3 Tf2#
Die Fachausdrücke für die (nach SB) "inzwischen bekannte Themenkombination" kenne ich nicht, aber es ist deutlich, was hier gespielt wird: Nach einem fluchtfeldblockierenden Schlüssel schneidet bei I/II der wT/wL die wL/wT-Linie g2-d5/f2-f6 ab, was dem sK das Betreten derselben ermöglicht. Anschließend hebt der wL/wT durch einen kurzen seitlichen Zug die Deckung des wT/wL auf, so dass dieser vom sK verschlungen werden kann. Dann setzt ihn der wL/wT durch Umkehrung seines letzten (kurzen seitlichen) Zuges matt. Dies alles will zuerst gefunden sein, ist dann aber sofort einleuchtend und übersichtlich. Alles wäre natürlich noch besser ohne den Statisten sTa2.

15160 Valerio Agostini, Antonio Garofalo


a) 1.Dh1 Sg1 2.Se7 T:g5#
b) 1.Tg3 Th5 2.Se5 S:f4#
In beiden Lösungen blockiert zuerst Schwarz ein Fluchtfeld des sK. Durch den folgenden weißen Zug des wSe2/wTe5 wird/werden ein weiteres Fluchtfeld/weitere Fluchtfelder gedeckt. Leider wird dabei der wTe5/wSe2 gefesselt. Damit der Mattzug durch den wTe5/wSe2 doch erfolgen kann, muss durch den zweiten schwarzen Zug (in welchem der eigentliche thematische Gehalt liegt), dieser wieder entfesselt werden. Dabei sind zusätzliche Bedingungen zu erfüllen, und bei diesen zeigt sich leider einiges an Uneinheitlichem: Bei a) ist die Bedrohung des Feldes g5 (auf welchem der wT Matt geben soll) durch den sSf3 aufzuheben, wofür sowohl durch Se3 als auch durch Se7 (mit Fesselung des sSf3) in Frage kämen. Se3 scheidet aus, weil der Se3 sonst mit Sg4! das Matt verhindern könnte. Bei b) bedroht der andere sS, nämlich Sd5, das Feld f4, von welchem aus der wS geben sollte. Gleichzeitig ist aber jetzt (im Gegensatz zu a)) auch der sLb8 im Spiel, indem auch dieser f4 angreift. Die Züge Se3/e7 bringen deshalb hier nichts mehr; nur Se5! erfüllt alles hier Nötige.

15159 Bert Kölske


a) 1.S:d4 T:g4 2.Sb3 T:c4#
b) 1.T:e4 S:e6 2.Tb4 Sc5#
In jeder Lösung schlägt Schwarz zuerst die weiße Figur, welche in der anderen Lösung mattsetzt (Zilahi-Thema), dann schlägt Weiß die schwarze Figur, welche in der anderen ein Fluchtfeld blockiert. Nicht einheitlich sind die Wirkungen der erstgenannten Schläge: in I) macht der Schlag des wS dem wT die Bahn frei, was in II) kein Analogon hat: der sT öffnet sich mit dem Schlag des wT selber den Weg. Abgesehen davon finde ich es etwas bedauerlich, dass der sS in I) ohnehin nur via d4 nach b3 gelangen kann, da die Route via c5 wegen Schachgebot verwehrt ist. Durch die zweitgenannten Schläge wird dann aber einheitlich dafür gesorgt, dass die mattgebende Figur am Schluss nicht angegriffen ist.

15158 Jean-François Carf


I) 1.Kf4 Ke2 2.e5 Tg4#
II) 1.Tb5 Tf3 2.Td5 Sc4#
III) 1.Tb6 Sd5 2.Td6 Tg5#
Ein Ausweg aus der von SB erwähnten "Krise der h#2-Szene" könnte in einer Erweiterung der (ja seit längerem sehr verbreiteten) Zweispännigkeit auf Dreispännigkeit liegen. Insofern weist diese nette, kleine Aufgabe durchaus in eine begrüßenswerte Richtung. Ob sie aber sonst wirklich "Schwalbenformat" hat? Es gibt doch allerhand zu bemängeln: Die drei Abläufe haben kein einheitliches Thema, und in der ersten Mattstellung ist nicht nur der sB, sondern sogar der sT unbeteiligt. Überhaupt: Welche Rolle spielt der sB? Er beeinträchtigt bei II) und III) die Reinheit des Mattbildes. Ohne ihn gäbe es nur die Lösungen I) und III), während II) dahinfiele.